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Marianne Neidinger |
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1.1.2000 |
Warum dezentrale Abwasserbehandlung?
Inhalt: Gründe, die gegen die dezentrale Abwasserreinigung angeführt werden und ihre Entkräftung b) Wirtschaftlichkeit (Ökonomie) Gründe die eindeutig für die dezentrale Abwasserreinigung sprechen
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Anläßlich der vielen abgelehnten Petitionen und der Erkenntnis, daß selbst einstimmig verabschiedete Landtagsbeschlüsse von den verschiedenen Verwaltungen (Wasserwirtschaftsämtern, Landratsämtern, Gemeindeverwaltungen etc.) ignoriert bzw. umgangen werden, sehen wir nun die Notwendigkeit, möglichst alle Betroffenen zu informieren und zu sammeln. Die anstehende Abwasserreinigung der ländlichen Gebiete bringt für die an eine zentrale Anlage Anzuschließenden und dem Staat hohe Kosten, da die unverhältnismäßig langen Kanäle das Teuerste an der ganzen Abwasserreinigung sind. Welchen Grund auch immer die oben genannten Stellen angeben, um eine günstigere dezentrale Abwasserpolitik zu verhindern, - der betroffene mündige Bürger beginnt zu zweifeln..... Die Geschichte der modernen Abwasserableitung und -behandlung beginnt vor ca. 150 -100 Jahren. Sie wurde ohne genaue Kenntnis von der Größe des Schadstoffpotentials des verschmutzten Wassers, der hygienischen Situation und des Wasserkreislaufs konstruiert. War man zu Beginn des Jahrhunderts nach "Erfahrungen" mit vielen Tausenden Toten (Cholera- und Thyphusepidemien z. B. Hamburg und Recklinghausen) dahintergekommen, daß es nicht einfach genügte, die Abwässer in den nächsten Fluß zu leiten, ohne sich Gedanken zu machen, ob nicht wenige Meter unterhalb der Einleitungsstelle der sog. Unterlieger sein Trinkwasser aus dem gleichen Fluß bezog. Diese Notlösung der Ingenieure wird noch heute (1999) vielfach als glorreicher Sieg über die Seuchen dargestellt. In der Nachkriegszeit wurden im Wirtschaftsaufschwung als Zeichen einer mangelhaften Abwasserbehandlung die Flüsse zu Kloaken. Massive Fischsterben zeigten, daß die gewählte Technik versagte. Doch auch jetzt erfolgte keine Systembetrachtung. Bei mangelhafter Analytik wurde das "Symptom" Fischsterben nur auf die Einleitung zu großer Biomassemengen abgeschoben. Nach den mechanisch- biologischen wurden nun die "vollbiologischen Anlagen" gebaut, in denen die Biomasse größtenteils mit dem Belebtschlammverfahren umgebaut wird zu Klärschlamm. Eiweißstoffe werden über Ammonium hinaus zu Nitrat abgebaut und in der sog. 3.Reinigungsstufe (Denitrifikation) als Stickstoff wieder in die Luft geblasen. Eine differenzierende Analyse zeigt jedoch die Mängel des Verfahrens. Robbensterben, Algenblüte und schwarze Flecken im Wattenmeer lassen Zweifel an der Wirksamkeit des bisherigen Systems und an der weiteren Kompensationsfähigkeit der Nordsee aufkommen.
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Dies ist eine bittere Erkenntnis, vor allem deshalb, weil allein in den letzten 10 Jahren mindestens 70 Mrd. DM in Investitionen für die Abwasserreinigung geflossen sind, mit dem mageren Ergebnis, daß - optimistisch ausgedrückt - die Nährstoffeinleitung auf hohem Niveau stagniert. 200 Mrd. werden inzwischen in der Diskussion als Finanzbedarf für die Nachrüstung mit der 3."Stufe und dem Nachholbedarf in den neuen Bundesländern genannt. Ein Jahrhundert nach Pettenkofer wäre es aber mal an der Zeit, diese ursprünglich nur für die Städte entwickelte zentrale Abwasserbeseitigung zu hinterfragen, zumal immer neue unerkannte Stoffe und Mikroorganismen in die Abwässer gelangen und das Verantwortungsgefühl der Angeschlossenen durch die Anonymität dieses Systems verkümmert. Auf die Verantwortungsbereitschaft des Einzelnen jedoch wird auf die Dauer kein Staat verzichten können. In einer sich rasch ändernden Zeit wie dieser kann nur, wer sich rasch auf die jeweiligen Situationen einstellt und vorausdenkt, mithalten. Ganz besonders betrifft das unser Land - haben wir doch auch die Wiedervereinigung aufzuarbeiten. Leider wurde nicht rechtzeitig in ein Konzept für dezentrale Abwässer investiert. Daß es trotzdem schon sehr gute Lösungen mit der dezentralen Abwasserbehandlung gibt, ist in erster Linie der Kreativität, dem Weitblick und dem Fleiß einiger Unternehmer und Betroffener zu verdanken. Diese Entwicklung voranzutreiben ist unser vorrangiges Ziel |
a) HygieneDie Behauptung, durch dezentrale Anlagen sei die Gewässer- und Grundwasserhygiene nicht gewährleistet, kommt interessanterweise meist von den Wasserwirtschaftsämtern, obwohl die Angelegenheit in den Zuständigkeitsbereich der Gesundheitsämter fällt. Gegenargument: Krankheitserreger von Mensch und Tier, die im Abwasser in großer Zahl vorkommen, werden bei dezentraler Entsorgung zunächst einmal am Ort festgehalten und nicht nach dem Klärwerk im Vorfluter durchs ganze Land verteilt. Sie werden im Boden,z. B. in Sandfiltern, in Pflanzenkläranlagen eliminiert, da sie hier nicht in ihrem optimalen Milieu sind; im Wasser geht dieser Prozess viel langsamer vor sich, weil dort bedeutend weniger konkurrierende Lebewesen angreifen und natürlich das Medium sie laufend fortträgt. Neu ist aber die Kanalisierung im ländlichen Raum mit Anschluß von Bauernhöfen. Hier bergen nach unserer Ansicht die zentralen Abwassersysteme für die Zukunft möglicherweise riesige Gefahren, denn die Klärwerke haben keine hygienisierende Wirkung. Dadurch vergrößert sich mehr als bisher die Gefahr der Verschleppungsmöglichkeit von Tierseuchen durch Abwasser über das ganze Land, wenn auf einem Bauernhof eine Tierseuche, wie z. B. Schweinepest, Maul- und Klauenseuche, Brucellose, Tuberkulose oder Milzbrand usw. ausbricht. Die Verbreitung dieser Erreger über das Abwasser in die Vorfluter geschieht dann genauso wie bisher bei menschlichen Krankheitserregern, nur mit dem wesentlichen Unterschied, daß Weide- oder Wildtiere die Badeverbotsschilder nicht beachten. Sie können aus den verseuchten Gewässern Wasser aufnehmen, baden oder durchschwimmen und sich dabei anstecken. Hinsichtlich der Maul- und Klauenseuche, die 1996 auf dem Balkan tobte, sind wir außerdem durch die offenen Grenzen und besonders durch das von der EG seit 1992 verhängte Impfverbot ohnehin ganz besonders gefährdet.
Zu diesem Punkt möchten wir alle Leser zur Mitarbeit auffordern. Wenn in Ihrem ländlichen Ort mit Bauernhöfen eine zentrale Abwasserentsorgung installiert werden soll, dann drängen Sie bitte vor der Entscheidung auf die Klärung der wichtigen Frage: "Wer kommt im Falle der Tierseuchenverbreitung durch Abwasser für Schäden auf?" Sie werden erleben, daß sich jeder der ansonsten immer "Verantwortlichen" um eine wasserdichte schriftliche Beantwortung drückt. Das Landratsamt antwortete Herrn Dr. Lampe auf seine diesbezügliche Frage mit "der Verursacher". Aber wer der Verursacher ist, blieb ungeklärt. Es könnte z. B. auch der Bauer mit dem Seuchenausbruch oder der Betreiber der Kläranlage (Gemeinde, Abwasserzweckverband usw.) sein. In jedem Falle kann so eine Sache existenzvernichtend teuer werden. Die unserer Ansicht nach wirklich Schuldigen, die hohen Beamten in der Wasserwirtschaft, werden wohl kaum bluten müssen.
Einige kurze Anmerkungen zum Thema: Was ist Abwasser? Abwasser ist zu 99,6-99,9% Wasser. Unser Trinkwasser stammt meist aus dem Grundwasser, das vor geraumer Zeit (einige Monate, Jahre, Jahrzehnte oder Jahrhunderte zuvor auch einmal nach der rechtlichen! Definition Abwasser war. So liegt es nahe, zu fordern, Abwasser gefälligst ordentlich zu reinigen und es dann im sog. kleinen Kreislauf wieder direkt in den Boden zu geben und es nicht in den Flüssen abzuleiten. Bei zentraler "Entsorgung" wird es per Kanal abgeleitet und geht dem Land verloren. Außerdem wirken die Kanäle in jedem Fall noch als Drainagen. Die allseits betriebene Kanalisierung und Ableitung ist deshalb der ökologisch schlechteste Weg für den Wasserhaushalt. Er verknappt das Grundwasser und erhöht die Hochwassergefahr in den Unterläufen. Die verbleibenden 0,4-0,1% des Abwassers sind organische Kohlenstoffe, Eiweißstoffe und Phosphorverbindungen. Sie sind die Grundlage für den Humus, wenn sie dem Boden zugeführt werden. Der zum Umbau nötige Sauerstoff ist im Boden immer da. Die beim Abbau freiwerdenden Phosphor- und Stickstoffverbindungen sind wertvoller Dünger für den Boden: Die organischen Stoffe im Abwasser verbrauchen bei ihrem Abbau Sauerstoff. Dieser ist im Wasser - im Gegensatz zum Boden - immer knapp. Deshalb wird im Klärwerk mit erheblichem technischen Aufwand Sauerstoff zugeführt, um diese Stoffe abzubauen. Bei dieser Zerlegung kommen aber nun gleich noch zwei neue Probleme zutage. Es werden die Düngestoffe Phosphor und Stickstoff in verschiedenen Verbindungen frei. Diese sind auf dem Boden als Dünger sehr willkommen, im Wasser dagegen aber gar nicht. Hier führt starke Düngung zu übermäßigem Algenwachstum, das beim Abbau wiederum Sauerstoff benötigt und so schließlich zum Umkippen des Gewässers und damit zum Tod allen höheren Lebens wegen Sauerstoffmangel führen kann. Deshalb müssen die Kläranlagen nun mit der sogenannten dritten Stufe ausgerüstet werden. Phosphorverbindungen werden hier mit verschiedenen Chemikalien ausgefällt. Der für das Land eigentlich wertvolle Phosphordünger wird dabei durch schwermetallhaltige Salze in problematischen Klärschlamm verwandelt. Die Schwermetalle im Klärschlamm kommen dabei erst durch die Fällmittel (oft industrielle Abfälle) hinein. Das Klärwerk erzeugt so ein neues Problem! Die Verringerung der Stickstoffverbindungen geschieht dadurch, dass Ammonium zuerst zu Nitrat oxidiert und danach wieder zu Stickstoff reduziert wird. Dieser entweicht dann als Gas in die Luft. In der Stickstoffdüngerfabrik wird dann mit erheblichem Energieaufwand dieser Stickstoff schließlich wieder aus der Luft geholt, in geeignete Verbindungen gebracht, als Salze in Säcke gefüllt und nunmehr den Bauern wieder verkauft. Damit hat der ökologische Unsinn auch in diesem Punkt seinen Höhepunkt erreicht, wirtschaftlich stellt sich die Aktion so dar: den Stickstoff in der Fabrik aus der Luft holen verursacht etwa Kosten von 0,5 DM, dem Bauern wird er für etwa 1,3-1,5 DM/kg verkauft, wenn er dann im Klärwerk wieder in die Luft geblasen wird, verursacht er Kosten von ca. 20 DM/kg.
Dazu eine Geschichte von Siegfried Pater über seine interessanten Erfahrungen in China zu diesem Thema: Für uns »Langnasen«, so nennen die Chinesen Europäer, sind schon Toiletten, die nach allen Seiten hin offen sind, sehr gewöhnungsbedürftig. In den ländlichen Regionen Chinas bestehen sie, nach Frauen und Männern getrennt, aus Reihen von nebeneinander liegenden Erdlöchern - jeder kann also das Betätigungsfeld der anderen leicht überschauen. Deshalb suchte jeder von uns Deutschen eine Zeit zu erwischen, zu der die anderen beschäftigt waren. So zum Beispiel beim Mittagessen. Aber auch da blieb ich nicht allein. Ein Chinese hockte sich neben mich, ließ also nicht einmal ein paar Löcher zwischen uns frei, und begann in holprigem Englisch ganz zwanglos ein Gespräch. Wie sehr ich mich auch bemühte, eine gewisse Befangenheit konnte ich nicht ablegen. Wohl deshalb philosophierten wir alsbald über die diesbezüglichen kulturellen Unterschiede. Wie dieser Vorgang denn bei uns funktionierte, wollte er wissen. Von dem geschlossenen Örtchen wollte ich erst gar nicht anfangen, also versuchte ich in meinem auch nicht gerade perfekten Englisch die Wasserspülung zu erklären. Wo das Wasser zum Spülen herkäme, wollte er wissen. Aus dem großen Fluß Rhein, antwortete ich als Bonner Bürger »Und wo fließt das schmutzige Wasser dann hin?« fragte mein Toilettennachbar nach. Nach einigem Zögern antwortete ich stockend: »Wieder in den Fluß Rhein.« Nie werde ich seinen ungläubigen Blick vergessen. »In denselben Fluß«, wiederholte er und schüttelte den Kopf. Nach einer längeren Pause fragte er dann noch ganz leise: »Woher nehmt ihr denn das Trinkwasser?« Da war meine Verlegenheit nicht mehr zu überbieten: »Auch aus dem Rhein.« Das wollte er nicht glauben. Er fragte immer und immer wieder. Auch meine Erläuterungen über Klärwerke beruhigten ihn nicht. Später hat er sogar noch unseren Dolmetscher gefragt, einen Chinesen, der lange in Deutschland gelebt hat. Als dieser ihm die unglaubliche Geschichte bestätigte, wurde sein Gesichtsausdruck immer fassungsloser. Dann murmelte er etwas vor sich hin, was unser Dolmetscher so übersetzte: »Die Langnasen haben so viel Wasser vor ihrer Tür und pinkeln trotzdem in ihr eigenes Trinkwasser.« E SIEGFRIED PATER |
b)
Wirtschaftlichkeit (Ökonomie)
Die Behauptung zentrale Kläranlagen und Kanalisation seien auch auf dem Land wirtschaftlich, wird von den Wasserbehörden immer noch aufrechterhalten und begründet mit den Argumenten der längeren Haltbarkeit (60 Jahre). Sie berufen sich dabei auf die "Leitlinien zur Durchführung von Kostenvergleichsrechnungen - Länderarbeitsgemeinschaft Wasser- und Abwasser (LAWA). Die Gegenargumente sind zunächst bezogen auf die LAWA. Die angebliche lange Nutzungsdauer der zentralen Einrichtungen, die dener Kostenvergleichsrechnungen zugrunde gelegt wird, sagt nichts über ihre Haltbarkeit aus. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, daß 2O% der bestehenden Kanäle defekt bzw. undicht sind. Wie oft Kläranlagen oder Kanäle erneuert bzw. nachgebessert und repariert werden müssen, kann jeder in seiner nächsten Umgebung erleben. An den steigenden und teilweise recht drastischen Erhöhungen der Abwasserkosten wird das offenkundig. Wenn man bedenkt, daß das trotz allem noch nicht die wirklichen Kosten sind, die diese Entsorgung verursacht, das heißt, die Zuschüsse des Staates oder des Landes sind in den Beiträgen nicht dabei, dann wird schnell klar, daß sich diese Zentralisierung im ländlichen Bereich nicht rentieren kann (wegen der langen Kanäle und den geringen Abwassermengen). Das von den WWAs immer noch gerne verwendete Argument der teuren Wartungs- und Überwachungskosten läßt sich leicht widerlegen. Es gibt inzwischen Angebote für die obligatorischen Abwasserproben, welche je nach Landkreis 1 oder 2 mal jährlich von Wassersachverständigen entnommen werden müssen, die bei 35 DM liegen. Im Bundesland Niedersachsen müssen Grundstückskläranlagen, die regelmäßig gewartet werden, nicht dauernd beprobt werden. Ebenso sind die Kosten der Wartung für technische Anlagen, die je nach Modell und Anbieter recht unterschiedlich sein können, aufgrund der Konkurrenz, größeren Verbreitung und Weiterentwicklung dieser Abwasserklärung stetig im Sinken. Es liegen uns Angebote von Wassersachverständigen vor, die 125 DM pro Wartung verlangen (2x jährlich). Daraus erkennen viele Landbewohner, daß sich diese Anlagen nicht nur für einzelne entfernt liegende Häuser rechnen, sondern auch für viele Weiler und Ortsteile. Anhand der bereits seit längerer Zeit arbeitenden dezentralen Anlagen kann das auch bewiesen werden. |
Die Behauptung der Wasserbehörden lautet diesbezüglich, daß nicht in allen Fällen eine dezentrale Entsorgung möglich ist und deshalb zentral entsorgt werden muß. Dagegen kann gesagt werden, daß es inzwischen nahezu für jedes Abwasserproblem eine dezentrale Lösung gibt. Außer Pflanzenkläranlagen, die relativ viel Platz beanspruchen, gibt es auch technische, die nur einen Umbau bzw. Einbau der bestehenden Kleinkläranlage erfordern. Ebenso gibt es Möglichkeiten, das Abwasser in einem schrankähnlichen Gerät im Keller zu klären. Dazu werden verschiedene Modelle angeboten, die an Bestehende angebaut werden und solche, die in einem Stück komplett verlegt werden. Außerdem unterscheiden sie sich durch ihre Eigenschaften wie:
Jeder kann aus dem breiten Angebot sicher das für ihn Passende finden, wenngleich es auf diesem Gebiet sicher noch manche Neuentwicklung geben wird, auch wenn diese Möglichkeit der dezentralen Abwasserreinigung von staatlicher Seite (entgegen dem bayrischen Landtagsbeschluß) bisher nicht unterstützt wird. |
Auch die Behauptung der Wasserbehörden, daß die zentrale Abwasserentsorgung mehr Sicherheit böte als die dezentrale, ist eines der häufigsten Argumente gegen diese: Dazu muß man wohl den Begriff Sicherheit erst mal genau erklären. Anscheinend versteht das WWA unter Sicherheit das ständige Messen und Kontrollieren der Abwässer und das sehr eingeschränkte Reagierenkönnen auf ganz bestimmte Belastungen. Das ist letztlich das Einzige, was die Zentrale der Dezentralen auf diesem Gebiet voraus hat. Im Prinzip ist das aber Blödsinn! Definiert man Sicherheit aber in Bezug auf Schutz gegen Krankheiten und gefährliche Stoffe, dann kann davon bei zentralen Anlagen keine Rede mehr sein. Ebensowenig kann die zentrale Abwasserentsorgung als sicherer hingestellt werden was die Dichtigkeit der baulichen Anlagen anbelangt und der Gefährdung durch diese Mängel. Obwohl den Wasserbehörden bekannt ist, daß ca. 20% der Kanäle defekt bzw. undicht sind und aus diesen das ungeklärte Abwasser ins Grundwasser versickert, scheinen sie in diesem Falle weniger Befürchtungen zu haben (oder ist doch nicht die Sicherheit das oberste Ziel?). Dafür aber lieber auf dem Lande die Kanalisation vorantreiben zu wollen, wo in den meisten Fällen bereits eine Vorklärung durch Dreikammergruben vorhanden ist, bzw. von den Landwirten kostengünstig wiederverwertet werden kann (kleiner Kreislauf), läßt den Schluß zu, daß es hier nur ums Prinzip geht. Von undichten Dreikammerkläranlagen kann normalerweise nur eine weit geringere Gefährdung ausgehen als von undichten Kanälen. Was die Sicherheit der Sammelkläranlagen anbetrifft wäre noch hinzuzufügen, daß bei der noch häufig vorhandenen Mischkanalisation bei starkem und ausgiebigem Regen die Kläranlagen das viele Wasser nicht aufnehmen können und das Wasser mit dem Abwasser ungeklärt durchlaufen lassen müssen. Der aufnehmende Vorfluter (das Gewässer) gleicht danach oft einer Kloake. Deshalb müssen dort zusätzlich teure Auffangbecken, sog. Regenrückhaltebecken, gebaut werden. |
Seitens der WWAs wird mitunter allen Ernstes behauptet, daß die zentrale Abwasserreinigung umweltfreundlicher sei, meist im Zusammenhang mit dem Stromverbrauch, der bei technischen dezentralen Anlagen teilweise unumgänglich ist. Auch die Begründung des geringeren Platzverbrauches gegenüber der Pflanzenkläranlage wird oft ins Feld geführt. Dagegen kann gehalten werden, daß bei der Dezentralen durch die vermiedene Kanalisation wesentlich weniger invasiv in die bestehenden Ökosysteme eingegriffen wird. Ein weiterer Aspekt ist die Vermeidung der Ausfällstoffe bzw. der Schwermetallverbindungen in den Vorflutern und vieler anderer Stoffe und Mikroorganismen, die von den Klärwerken weder eliminiert noch unschädlich gemacht werden können. Hierzu einige Zahlen: Drittens sind nur bei der dezentralen Abwasserentsorgung die Voraussetzungen für kleine Kreisläufe, die ökologisch wie ökonomisch äußerst sinnvoll sind, gegeben. Wasser und Nährstoffe auf möglichst kurzem Umweg wieder der Natur zuzuführen, muß, wo immer möglich, angestrebt werden. Ideal sind in diesem Falle die Pflanzenkläranlagen. Im Gegensatz zur zentralen Entsorgung führt die dezentrale zu keiner punktuellen Belastung der Gewässer. Das Abwasser kann nur bei dezentraler Reinigung wiederverwertet werden. |
a) HochwasserschutzNach den vielen Hochwasserkatastrophen in den letzten Jahren geben sogar manche Vertreter der WWAs und der Kommunen vorsichtig zu, daß die Kanalisation der vergangenen Jahrzehnte auch zur Verstärkung der Hochwasserproblematik geführt hat.
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b) EigenverantwortlichkeitWie schon in der Einleitung erwähnt ist die Eigenverantwortlichkeit des Bürgers einer der wichtigsten Gründe für die Dezentrale. Jahrzehntelang hat sich der Bürger in unserem Staate vertrauensvoll oder auch Bequemerweise kaum um die Monopole der Ämter, der Kommunen und des Staates gekümmert. Ebenso lang hatte er auch wenig Anlaß dazu, ging es doch wirtschaftlich immer aufwärts. Doch die veränderte Lage im Land hat dazu geführt, daß Steuern und Abgaben steigen, Vergünstigungen gestrichen werden, Arbeitsplätze gehen verloren und dadurch immer mehr Menschen in wirtschaftliche Notlagen kommen. Selbstverständlich interessieren sich nun die Bürger mehr für die Sparsamkeit der Staatsdiener, ist es doch ihr immer knapper werdendes Geld, das dort eventuell verbraten wird. Teure, bisher staatliche Monopole oder Betriebe wurden im Zuge der Einsparungsmaßnahmen bereits privatisiert. Sogar Abwasserverbände wurden schon privatisiert, bloß der Schritt, das Abwasser in die Verantwortlichkeit der Hausbesitzer oder Benutzer zu entlassen, wurde unverständlicherweise nicht gewagt. Und das obwohl sich schon bei der Mülltrennung gezeigt hat, daß die Betroffenen durchaus gewillt und bereit sind, das Ihrige dazu zu tun. Ähnlich wie beim Müll muß hier ein Umdenken aller Beteiligten stattfinden, weil lange Wege und Verschwendung vom Staat und vom Bürger über kurz oder lang nicht mehr bezahlt werden können.
Ökologische und ökonomische Dummheiten kann sich keiner mehr leisten. Das Verantwortungsgefühl des Einzelnen könnte bei der dezentralen Abwasserverwertung noch gestärkt werden durch Klärschlammwiederverwertung bei vernünftigem umweltfreundlichen Verhalten und dadurch reduzierten Kosten. Ebenso kann durch die Abwasseruntersuchungen erreicht werden, daß der Betreiber angesichts der Ergebnisse sein Umweltverhalten erfährt, erkennt, und im günstigen Fall positiv verändern will. Dafür lassen sich leicht Anreize schaffen. Die Vermeidung von wassergefährdenden Stoffen ist die sinnvollste Form von Gewässer- und Grundwasserschutz und kann durch die beste zentrale Abwasserreinigung nicht erreicht werden. Deshalb ist der einzig vernünftige Weg, das Übel an der Wurzel d. h. beim Verursacher zu bekämpfen und dezentrale Abwasseranlagen anzulegen. |
c) Entlastung der LandwirteDer Unsinn die Landwirte an die Kanalisation anzuschließen, zeigt sich z. B., daß auf eine Anfrage was denn zu tun wäre, wenn die Milchkammerabwässer in ländlichen Gebieten die zentrale Kläranlage zum Umkippen brächte (was schon vorgekommen ist), folgendermaßen beantwortet wurde: Die Abwässer der Milchkammern könnten wie bisher in die Güllegrube entsorgt werden. Nun weiß jeder, der ein wenig von Landwirtschaft versteht, daß hierbei die schärfsten und hochwirksamsten Mittel eingesetzt werden, um die Milchleitungen und Melkgefäße absolut sauber zu bekommen. Vorausgehendes wurde erwähnt um, klar zu machen, daß die Landwirte im Grunde gar keinen Anschluß bräuchten, man braucht sie nur zum Bezahlen im Zuge der vielstrapazierten Solidargemeinschaft. Nun sind aber die vielgeschröpften und benachteiligten kleinen Bauern mit ihren relativ großen Geschoßflächen und Gärten bzw. Hofräumen bei den Anschlußkosten besonders teuer dabei. Das bedeutet für manchen Bauern den endgültigen Ruin seines Betriebes. Wenn überhaupt erforderlich, könnte eine dezentrale Abwasserreinigung das billiger und sinnvoller lösen. Hier muß auch einmal gesagt werden, daß den Bauern mit ihren immer kleiner werdenden Erträgen keineswegs nur die immer wieder beschimpften EU Verordnungen zu schaffen machen, sondern die von den Ländern, Ämtern und Kommunen übertriebenen und unsinnigen Auflagen, die keinem nützen und vielen schaden. Dies ist gänzlich unverständlich vor dem Hintergrund, dass es im Artikel 41a des bayrischen Wassergesetzes heißt: Abwasserbegriff, Geltungsbereich (1) Abwasser im Sinn dieses Gesetzes ist Wasser, das durch häuslichen, gewerblichen, landwirtschaftlichen oder sonstigen Gebrauch verunreinigt oder sonst in seinen Eigenschaften verändert ist oder das von Niederschlägen aus dem Bereich von bebauten oder befestigten Flächen abfließt. (2) Die Art. 41b bis 41h gelten nicht für das in landwirtschaftlichen Betrieben anfallende Abwasser, einschließlich Jauche und Gülle, das dazu bestimmt ist, auf landwirtschaftlich, forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Böden aufgebracht zu werden. |
Letzte Aktualisierung: 08.04.01
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