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von Ulrich Jochimsen, Netzwerk
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Mahal (IDA) |
Wem nutzt die neue EU-Wasserrahmenrichtlinie? |
hier veröffentlicht am 1.8.2001 |
Wem nutzt die neue EU-Wasserrahmenrichtlinie?
von Ulrich Jochimsen, Netzwerk DEN
Seit dem 23.10.2000 gilt die neue EU-Wasserrahmenrichtlinie. Sie betrifft alle Binnengewässer, Übergangsgewässer, Küstengewässer und das Grundwasser. Das übergeordnete Ziel ist die Erreichung eines "guten Zustandes" für alle Gewässer bis zum Jahre 2015. Ein "guter Zustand" ist hergestellt, wenn die aquatischen Ökosysteme hinsichtlich hydro- physikalischer, hydro-morphologischer und hydro-biologischer Kriterien (Artenzahl, Diversität, usw.) einen geringen Störungsgrad aufgrund menschlicher Aktivitäten aufweisen.
Für das Land Brandenburg ist darüberhinaus bedeutend der "quantitative Status" des Grundwassers, d.h. wie groß die Wasserentnahme im Vergleich zur natürlichen Nutzung bzw. Erneuerung der Wasserreserve ist. Daraus ergibt sich die Verpflichtung zur Erstellung einer wirtschaftlichen Analyse der Wassernutzung, um eine rationelle Diskussion über das Kosten/Nutzen Verhältnis möglicher alternativer Maßnahmen führen zu können. Denn diesbezügliche Unterschiede können - wie die Erfahrung lehrt -beträchtlich sein.
So gehören Feuchtgebiete nämlich nicht nur zu den produktivsten und attraktivsten Ökosystemen, sondern sind auch für ihre positive Rolle bei der Wasseraufbereitung und als Rückhaltebecken bei Überschwemmungen bekannt. Eine volkswirtschaftlich orientierte Analyse, die auch den finanziellen Wert dieser Funktionen berücksichtigt, kann sehr wohl zu dem Schluss kommen, dass die Wiederherstellung von Feuchtgebieten tatsächlich die kosteneffektivere Lösung zur Erreichung eines "guten Zustandes" darstellt.
Denn vergessen wir nicht:
Der Wohlstand unserer Generation beruht auf einer von endlichen Energiequellen abhängigen, ständig wachsenden Import - und Export-Wirtschaft und grenzenlosen globalen Verkehr. Dieser Wohlstand ist nur möglich, wenn die Gesellschaftsdroge "fossile Energie" reichlich fließt.
Die erneuerbare Energie bildete bis vor etwa 150 Jahren den gesellschaftlichen und physischen Regulator, der die Prozesse in gleichzeitige (parallele) und aufeinander folgende (sequentielle) aufteilte und ihre Zeitlichkeit bzw. Ortsverteilung bestimmte. Der Zugriff auf in Raum und Zeit beliebig einsetzbare Energien - fossile Energie -führte zur Zerstörung der Unruh - der Ganghemmung - aus dem gesellschaftlichen Uhrwerk, und damit zur Beschleunigung sämtlicher stofflicher Prozesse mit der Folge einer stark beschleunigten Alterung unserer Natur. Solange dieser Prozess hemmungslos andauert, schwindet unsere Überlebensbasis durch irreversible Stoffflüsse von lebensnotwendigen Nutzstoffen ins Meer.
Während auf der einen Seite bereits erkannt worden ist, daß nur eine regionale und wesentlich bessere Kreislaufführung der pflanzennützlichen Stoffe und des Wassers zwingend notwendig ist, beschäftigt sich ein anderer Teil unserer Gesellschaft, vorrangig die Wasserwirtschaft, damit, in linearer und vermeintlich besser steuerbarer Weise das dynamische Medium Wasser mit der Stofffracht unserer Zivilisation den Flüssen und damit dem Meer zuzuführen Die Schwemmkanalisation bzw. die Mischung von 3-4 Litern ausgeschiedener Stoffe mit 100-200 Litern Trinkwasser pro Kopf und Tag und die technische "Reinigung" des Wasser von Stickstoff und Phosphor ist der völlig veraltete heutige Stand der Technik. Sie wird mit unverhältnismäßig hohem finanziellen Einsatz weiter vorangetrieben, beforscht und mit staatlicher Macht beschützt, obwohl Messungen zeigen, daß die Vegetationsdecke und die stoffliche Integrität der Standorte stark degradiert. Mit der unausweichlichen Folge, daß die Landschaft, das Tragwerk unserer Gesellschaft, rasch altert.
Deshalb müssen wir alle in Zukunft dem funktionalen Erhalt der Fläche in ihrer Nutzbarkeit für den Wasserhaushalt, der Kühlung, der Bodenfruchtbarkeit sowie der Atmosphäre und des Klimas wesentlich mehr Aufmerksamkeit zuwenden. Dazu ist es notwendig für die Lebensmittel wie auch dem Wasser wieder lokale Märkte zu schaffen mittels minimierter Transportleistung, auch um alle Rest- und Abfallstoffe wirtschaftlich zu nutzen.
Der Auftrag an den Menschen ist nicht Ordnung durch Beliebigkeit zu ersetzen, sondern nach seinem Vermögen und seiner Intelligenz die Nachhaltigkeit seines Tragwerks Natur durch angepaßtes Handeln zu steigern. Dezentrale, kleinräumige Wasserversorgung und grundstücksbezogene Abwasserbehandlung ist angepasstes Ressourcenmanagement.
Von Pessimisten kann bezweifelt werden, dass das planwirtschaftliche Instrumentarium – die neue EU-Wasserrahmenrichtlinie - der zentralistisch gesteuerten, verwaltungsbasierten EU-Kommission das Ziel Nachhaltigkeit im Ergebnis in sein Gegenteil verkehrt, der Realist nutzt es als neue Möglichkeit.
Überarbeitet am: 01.08.01
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