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BWL 28 /13.07.2002

Und sie funktionieren doch
Pflanzenkläranlagen in verschiedenen Größen

28.7.02


BWL 28 /13.07.2002

 

Und sie funktionieren doch

Pflanzenkläranlagen in verschiedenen Größen

 

Die dezentrale Abwasserentsorgung und -behandlung, zum Beispiel in Pflanzenkläranlagen, kann durchaus eine Alternative zu herkömmlichen Kläranlagen sein. Hinter dieser These steht die bayerische Staatsregierung offiziell. Nur klaffen die Vorgaben der Politik und die Umsetzung in der Praxis oft auseinander. Deshalb sind Gemeinden, die für ihre Abwasserentsorgung einen staatlichen Zuschuss beantragen, angehalten. immer beide Alternativen begutachten zu lassen.

Die drei Landtagsabgeordneten Walter Hofmann aus Forchheim, Jakob Kreidl aus Miesbach und Josef Ranner aus Rosenheim informierten sich kürzlich in den Landkreisen Miesbach und Rosenheim über die Genehmigungspraxis und den Bau von Pflanzenkläranlagen und die Erfahrungen damit. Im Landkreis Miesbach entstanden in den letzten Jahren nicht nur viele kleine Anlagen auf Bauernhöfen, sondern auch die für 250 Einwohner ausgelegte Pflanzenkläranlage in Niklasreuth, einem Ortsteil von Irschenberg, Die Kosten für die zwei großen Schilfbeete und die beiden Schlammvererdungsbecken sowie für die komplette Ortskanalisation und die Zuleitung lagen bei rund 330 000 Euro.

Die Anlage in Niklasreuth ist relativ neu und deshalb noch nicht voll bewachsen. Über mehr Erfahrung verfügt man in Berg in der Gemeinde Söchtenau im Landkreis Rosenheim. Die Pflanzenklaranlage dort wurde von den Dorfbewoh­nern komplett in Eigenleistung gebaut, ohne auch nur einen einzigen Pfennig an staatlichen Zuschüssen zu beanspruchen.

Die Pflanzenkläranlage in Berg ist für hundert Einwohner ausgelegt und besteht aus drei Reinigungsstufen. Die beiden Pflanzen­beete der ersten Reinigungsstufen dienen zur Schlammvererdung, in den beiden folgenden Stufen, die aus insgesamt drei Pflanzenbeeten bestehen, wird das Abwassergereinigt. Insgesamt sind sechs Quadratmeter  Filterflache pro Einwohner vorhanden. Einschließlich der 14 Hausanschlüsse, der Ortskanalisation und der Zuleitung hat die Anlage zur damaligen Zeit rund 220 000 Mark gekostet.

Bei einem Besichtigungstermin in der letzten Woche mit den Dorfbewohnern Behördenvertretern und Politikern präsentierte sich die Bio-Kläranlage im Bestzustand, und auch die Wasserwirtschaftsbehörde bestätigte, dass die Anlage gut funktioniere. Das würden die laufenden Messwerte ergehen. MdL Walter Hofmann würdigte den Pioniergeist der Einwohner von Berg, der von Seiten der Politik unterstützt worden sei. Der Ein­satz hier habe sich auch für die bayerischen Steuerzahler rentiert:

Statt vielleicht 1,2 Millionen Mark für eine herkömmliche Abwasserbeseitigung habe die Anlage nur 220 000 Mark gekostet.

Für diese Leistung hätten die Bürger von Berg eine Anerkennung verdient, denn es dürften nicht diejenigen bestraft werden, die kostengünstig und mit viel Eigenleistung bauen. Hofmann und der Abgeordnetenkollege Sepp Ranner wollen sich gemeinsam dafür stark machen, dass die Pflanzenkläranlage in Berg wenigstens noch im Nachhinein mit einem Anerkennungsbetrag bezuschusst wird.

FRANZ WITFMANN

DIE PFLANZENKLAERANLAGE IN NIKLASREUTH ist für 250 Einwohner ausgelegt. Die Landtagsabgeordneten Walter Hofmann (Mitte) und Jakob Kreidl (2. v. Ii.) ließen sie sich von Rüdiger Obermaier vom Landwirtschaftsamt Miesbach (2. v. re.) und dem Irschenberger Bürgermeister Hans Schönauer (links) zeigen. Auch der Bürgermeister von Bayrischzell,  Helmut Limbruner (rechts), interessierte sich für das System.                 

Fotos: Wittmann

FÜR DIE BÜRGER VON BERG ist ihre Pflanzenkläranlage auch zum Dorftreff geworden. MdL Walter Hofmann (am Rednerpult), der den Bau der Anlage von Anfang an unterstützte, bezeichnete die Pflanzenkläranlage auch als bestes Beispiel für landschaftsgerechtes Bauen.

 


Letzte Überarbeitung am: 28.07.02

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